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Sonntag, 1. Juli 2012

Libor-BetrugBritischen Top-Bankern droht Rücktrittswelle

Libor-BetrugBritischen Top-Bankern droht Rücktrittswelle

Der Skandal um Zinsmanipulationen erschüttert die britischen Banken. Den Top-Bankern geht es an den Kragen: Mit Marcus Agius, Chairman der Barclays Bank, könnte ein Schwergewicht schon heute zurücktreten.
Das Logo der Barclays Bank. Quelle: dapd
Das Logo der Barclays Bank. Quelle: dapd
LondonNotenbanker sind normalerweise für ihre vornehme Zurückhaltung bekannt. Aber Mervyn King, der Chef der Bank of England, nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn es darum geht, seiner Wut über die Finanzbranche Ausdruck zu verleihen: "Ich denke, dass inzwischen jeder verstanden hat, dass mit den Banken etwas sehr schiefgegangen ist, und wir dringend einen echten Kulturwandel brauchen."
Kings Unmut haben sich die Geldhäuser vor allem mit dem neuesten Skandal rund um die systematische Manipulation des weltweit wichtigsten Referenzzinssatzes am Kapitalmarkt zugezogen. Ein Skandal, der noch lange nicht ausgestanden ist. Analysten befürchten, dass sich die Branche am Ende mit milliardenschweren Schadensersatzforderungen konfrontiert sieht.
Rund um den Globus gehen die Regulierer dem Verdacht nach, dass ein Kartell internationaler Banken über Jahre hinweg den globalen Interbanken-Zinssatz Libor manipuliert haben soll. Der Libor beruht auf Berechnungen des britischen Bankenverbands BBA, der die Institute täglich befragt, zu welchem Zins sie sich untereinander Geld leihen. Der so fixierte Satz dient als Referenz für Finanzprodukte im Wert von mehr als 500 Billionen Dollar.
Die Regulierer werfen den Instituten vor, dass sie von 2005 bis 2009 absichtlich falsche Libor-Sätze gemeldet haben, um ihre Handelsgewinne in die Höhe zu treiben und die wahren Refinanzierungskosten zu verschleiern. In die Ermittlungen sind etwa 20 Banken verstrickt, neben Instituten wie der Schweizer UBS und der Royal Bank of Scotland auch die Deutsche Bank. 


Der Skandal hat nun ein erstes Nachspiel. Die Regierung lässt einen der Chefs seiner Skandalbanken vor einem Ausschuss des Parlaments auftreten, wie in der Nacht bekannt wurde. Unter anderem soll Barclays-Chef Bob Diamond in der kommenden Woche vor dem Komitee Rede und Antwort stehen, wie mehrere Medien am Wochenende übereinstimmend berichteten. Themen sollen neben dem sogenannten Liborzinssatz etwa mögliche strafrechtliche Sanktionen sein, hieß es.
Der Verwaltungsratschef der britischen Großbank Barclays, Marcus Agius, wird nach Informationen der britischen Rundfunkgesellschaft BBC am Montag seinen Rücktritt erklären. Dieser Schritt sei eine Konsequenz aus der Affäre um Manipulationen am Interbanken-Zinssatz Libor, mit dem die Zinssätze bei Krediten zwischen Banken geregelt werden, berichtete der BBC-Wirtschaftsexperte Robert Peston am Sonntag. Agius habe seine Entscheidung dem Barclays-Führungsgremium bereits mitgeteilt.

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